Freitag, 8. März 2013

Post 07



Die beiden alten Dorfstraßen um die winzige Kirche gleichen einer Flaniermeile. Zwischen den pittoresken, weiß gekalkten Häusern mit dem typischen hölzernen Umgang wogt ein Besucherstrom gemächlich auf und ab. Traditionell gekleidete Frauen verkaufen in mit Blumen übersäten Höfen und Gärten ihre Spezialitäten. Vor allem der Duft nach frischem Strudel übt eine magische Anziehungskraft aus.




Auf dem Handwerkermarkt bieten Händler lautstark Körbe, Osterschmuck und handgewebtes Leinen an. Beliebt ist das Eiermalen. Mit einem in heißes Wachs getauchten Metallröhrchen werden Linien, Tupfen oder Blumenmotive auf ein ausgeblasenes Ei aufgetragen. Dann wird das Ei in einem Farbbad gewälzt, und das Muster tritt zu Tage. 

Eine alte Frau erklärt mir, daß manche Motive sakrale Bedeutung haben und noch aus einer Zeit stammen, als ein  universaler Sonnenglaube ausgeübt wurde. Es gibt Sonnenrad-Darstellungen, Sternbilder, z.B. der große Wagen, oder es werden Tulpen dargestellt.  – Die Tulpe gleicht im ungarischen Volksglauben Gott, weil mit einer Tulpe beide Geschlechter dargestellt werden können. Mit einer stehenden Tulpe ist die ständig hochragende männliche Kraft, mit einer umgedrehten Tulpe die beschützende, verborgene Kraft der Frau symbolisiert darstellbar.